Touristen. Eh klar.
Heute haben Lisa und ich verschiedene Tagesprogramme.
Sie wird an diversen Yogastunden teilnehmen, dazwischen shoppen etc. Ich habe für 10 Uhr für mich ein Auto mit Fahrer bestellt.
Mein erstes Ziel ist das Höhlenheiligtum Goa Gajah, die sogenannte Elefantenhöhle. Es ist eher eine kleine Grotte, die von Eremiten bewohnt und von ihnen etwas vergrößert wurde. Der Eingang ist das Maul einer in den Felsen gehauenen Fratze – bewusst furchterregend und abschreckend.
Unweit davon befinden sich zwei große rechteckige Wasserbecken. Dieser Badeplatz wurde erst 1954 entdeckt und ausgegraben. Lebensgroße, barbusige – steinerne – Nymphen halten Amphoren, aus denen frisches Quellwasser sprudelt. Um Grotte und Quelle entstand im Laufe der Zeit eine weitläufige Tempelanlage.
Hier herrscht zur Zeit geschäftiges Treiben : es wird fleißig renoviert und geschmückt. Ich finde heraus, dass es Ende September eine große religiöse Zeremonie geben wird. Bewundernd schaue ich den Frauen zu, die flink und geschickt wahre Kunstgebilde aus Bambus zaubern.
Dann steige ich in die Schlucht hinab. Ein Bach, ein kleiner Wasserfall, moosbewachsene Skulpturen, riesige Bäume – kurz ein romantischer Dschungelpark. Und erst wenig Touristen.
Mein zweites Ziel ist das Felsrelief von Yeh Pulu, und Mande, meinem Fahrer, unbekannt. Er ist das erste Mal hier und durchaus beeindruckt. Inmitten von Reisfeldern erstreckt sich eine niedrige Felswand. Das Relief aus vermutlich dem 15.Jhd zeigt lebendige Szenen aus dem Arbeitsalltag der Menschen in Lebensgröße. Auch jetzt sind wir fast allein.
Das ändert sich allerdings schlagartig bei meinem dritten Ziel, dem Heiligtum Gunung Kawi. Doch erstaunlicherweise verläuft sich in der breiten Schlucht die Touristenschar. Es gibt immer wieder Momente, wo ich allein bin.
An zwei gegenüberliegenden Felswänden, dazwischen das Flusstal, sieht man die aus dem Stein herausgemeißelten Königsgräber. Vermutlich 11.Jhd.
Leicht könnte man hier einen halben Tag verbringen, denn viele Pfade führen noch in den Dschungel, zu Eremitenhöhlen, zu kleinen Tempeln. Mir aber reicht es und ich steige 286 hohe Stufen zurück hinauf zu Mande. Zum Glück scheint während des Aufstiegs keine Sonne!
Mein viertes Ziel aber wimmelt nur so von Menschen. Die heiligen Quellen von Pura Tirta Empul sind bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt. Es zieht mich nicht ins Wasserbecken, wo Kois herumschwimmen und hunderte Gläubige und Nichtgläubig-aber-Hoffende sich reinigen. Bloß Zuschauen ist spannend genug.
Das fünfte und vorletzte Ziel übertrifft meine Erwartungen in jeder Hinsicht. Die Reisterrassen von Tegallalang werden in meinem Reisehandbuch zwar auch nicht mehr als Geheimtipp gehandelt, aber es scheint, dass ganz Ubud sich hier versammelt hat. Zu Recht, denn mir bleibt beim Anblick der vielen schmalen Reisterrassen zu beiden Seiten des Flusses der Atem weg. Einfach Staunen und über den Touristentrubel hinwegsehen. Immerhin bin ich ja auch eine von den vielen.
Mein sechstes und nun aber wirklich letztes Ziel der Tagesfahrt ist das Dorf Petulu. Dort versammeln sich täglich um 16 Uhr alle Kokokan Reiher der Umgebung, um auf den Bäumen zu schlafen. Heute kommen sie aber – warum auch immer – erst um 18 Uhr, lässt uns freundlicherweise der Mann, der das Eintrittsgeld am Ortseingang kassiert, wissen. You waiting? Sicher no!
Abends beim Dinner im Melting Wok – wir haben gscheiterweise reserviert! – erzählen Lisa und ich uns dann, was jeder heute Schönes erlebt hat.